Nach drei Runden muss ich leider ein katastrophales Zwischenergebnis melden: mit 0,5 Punkten finde ich mich am Tabellenende wieder und darf mich über eine Performance von 1831 „freuen“.
Über das Remis in der ersten Runde muss ich eigentlich dankbar sein. Denn mit Schwarz befand ich mich bald in einer sehr passiven Lage und war dem Angriff meines Gegners Andreas Otto ausgeliefert. Zum Glück hatte er anscheinend Respekt vor meiner hohen Elozahl und nahm mein Remisangebot an.
Runde zwei gestaltete sich weniger glücklich. Gegen FM Gottfried Schumacher erreichte ich schnell eine angenehme Stellung mit Mehrbauern. Statt den Sieg langsam einzufahren, veropferte ich mich und fand mich in einem verlorenen Endspiel wieder.
In der Nachmittagsrunde hatte ich mental noch mit meiner Niederlage zu kämpfen, was sich sofort negativ auf meine Leistung auswirkte. Verdient musste ich mich gegen Toralf Rensch geschlagen geben.
Soviel zu meinen bisherigen Heldentaten! Nach dem Motto „Es kann eigentlich nur besser werden“ versuche ich mich von dem bisherigen Verlauf nicht unterkriegen zu lassen. Das klappt bisher leider noch nicht so gut. Und so habe ich bereits etwas Positives an meinem schlechten Resultat gefunden: Ich kann das Turnier nutzen, um an meiner mentalen Stärke zu arbeiten. Ich muss zugeben, dass ich hier großen Nachholbedarf habe: eine unglückliche Niederlage nimmt mich meist so stark mit, dass ich in die nächsten Partien mit einer ganz anderen Einstellung gehe. Entweder spiele ich krampfhaft auf Sieg oder ich zweifle derart an meinen schachlichen Fähigkeiten, dass ich viel zu viel Zeit verbrauche und unnötig passiv spiele. Ich glaube die Kunst ist es, jede Partie eigenständig zu betrachten und nicht in den Kontext des bisherigen Turnierverlaufs zu stellen. Leichter gesagt als getan… aber ich bin überzeugt davon, dass es trainierbar ist. Und dann trainiere ich meine mentale Stärke doch lieber beim Erfurter Schachfestival als bei der Olympiade :-)
An meinem Setzlistenplatz hat sich doch noch etwas geändert: ich bin nun an 12 (statt an 13) gesetzt, die Tabellenspitze ist jedoch wie vermutet so geblieben. Nach 3 Runden gibt es nur 2 Spieler mit voller Punktzahl: Dennes Abel und Rüdiger Seger, die in Runde 4 logischerweise aufeinandertreffen.
Vielleicht noch ein paar Sätze zu den Rahmenbedingungen des Turniers. Das Meisterturnier wird in zwei nahe beieinanderliegenden Räumen ausgetragen. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl ist es in dem ersten Raum an einigen Stellen etwas eng, was mich jedoch im Moment nicht betrifft, da sich die hinteren Bretter im zweiten Raum befinden. Es gibt Preise für die unglücklichste Partie … vielleicht wäre das ein angemessenes Ziel für mich, wenn es schon mit den Top 10 nicht mehr klappt :-).
Herzliche Grüße aus Erfurt!
Eure Melanie