Dass ich mich einen Tag nicht gemeldet habe, liegt weniger daran, dass ich in Runde 6 verloren habe. Vielmehr habe ich angefangen mich zu sozialisieren und bin nicht abends schnell wieder in mein Hotelzimmer geflüchtet. Dementsprechend fehlte mir leider etwas die Zeit, was ich jetzt aber nachzuholen versuche :-).
Wie bereits angedeutet verlief Runde 6 eher ungünstig für mich. Ich konnte meinen Gegner Rajpara Ankit (2455) in der Eröffnung überraschen und eine für mich angenehme Stellung erzielen. An einer entscheidenden Stelle setzte ich leider ungenau fort und stellte dann in Zeitnot die Partie zweizügig ein.
Abends konnte mich Andrea Schmidbauer bei einem Glas Apfelschorle wieder etwas aufmuntern. Ich bin total fasziniert, was sie in Österreich alles auf die Beine gestellt hat. Zunächst erst mal natürlich das Casino Open, das in meinen Augen sehr gut organisiert ist und von den Teilnehmern äußerst positiv bewertet wird. Zudem hat sie in Österreich eine Damenbundesliga eingeführt, die ab nächster Saison wahrscheinlich auch für ausländische Spielerinnen geöffnet wird. Und ganz nebenbei ist sie in einer leitenden Position tätig und bringt sich für unterschiedliche Projekte zum Thema Frauenschach ein. Respekt!
Andrea hat mir auch erzählt, dass in Österreich viel mit so genannten Mentaltrainern gearbeitet wird. Und zwar nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern im Zuge der Einführung der Damenbundesliga auch mit den Bundesligaspielerinnen. Ich selbst kam leider noch nie in den Genuss eines solchen Coachings, glaube aber, dass mit solchen Interventionen viel Potential erschlossen werden kann.
In Runde 7 traf ich auf eine der 10 weiblichen Teilnehmer im A-Turnier, Emma Guo. Sie ist hier mir ihrem Freund GM Hrant Melkumyan (2589), weshalb ich mich auch ein bisschen auf ihn vorbereitet habe. Häufig guckt man sich von seinem Partner ja doch die eine oder andere Variante ab… Nichtsdestotrotz vertraute ich auf mein Läuferspiel, welches seit meinem 7. Lebensjahr zu meinem Repertoire gehört. Ich wurde von der Eröffnung meines Vertrauens nicht enttäuscht und konnte in einer schönen Angriffspartie relativ problemlos gewinnen.
Nach der Partie ging es dann ins Casino und anschließend in das nahegelegenes Schachcafe „Brot & Spiele“. Dort konnte ich mich mit meinem Gegner von morgen, IM Georg Froewis, bereits im Schlagschach und anderen sinnentfremdeten Schacharten messen. Mein Versuch, ihn mit Getränkegutscheinen für die morgige Partie außer Gefecht zu setzen, hat leider nicht funktioniert :-).
In der 8. Runde wird das erste Brett des A-Opens nicht im Casino, sondern in dem anderen Spielsaal ausgetragen. Grund dafür: Die minderjährige Tingjie Lei (2346) spielt ein unglaublich gutes Turnier und hat sich bis an Brett 1 vorgekämpft. Mit 5,5/7 ist sie eindeutig auf GM-Norm-Kurs und ich drücke ihr für die letzten Runden ganz besonders kräftig die Daumen. In der Rangliste steht sie momentan auf Rang 4 hinter ihrem nächsten Gegner Hrant Melkumyan (6 Punkte), Parimarjan Negi und Axel Bachmann (je 5,5 Punkte).