Ein mitleidiger Blick war die häufigste Reaktion auf die Auskunft wo wir dieses Jahr Weihnachten verbringen. Auf einem Schachturnier? Oooh!
Unsere Familien sind diesbezüglich bereits Kummer gewohnt – normalerweise tauschen wir ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag Plätzchen und Co gegen Schachfiguren ein. Das Schachfestival Groningen fängt allerdings schon am 22.12 an … und geht dann bis zum 30.
Im Vergleich zu anderen Turnieren kann das Schachfestival aber mit 9 Runden und somit mit Normenchancen punkten. Durch eine Elo-Untergrenze und viele Titelträger an der Spitze ist das Turnier zudem relativ gut besetzt. Außerdem wird nur eine Runde pro Tag gespielt. Grund genug für uns, ein Jahr mal ohne Weihnachten zu testen.
Für etwas Weihnachtsstimmung wurde dann doch vor Ort gesorgt: einen Merry-Chessmas-Pullover trugen gleich mehrere der Teilnehmer sowie der Turnierdirektor höchstpersönlich.
Und durch den spielfreien Tag am 25.12. war es vielen Teilnehmern möglich, nach der Runde am 24.12. noch rechtzeitig zur Bescherung daheim zu sein. Auch wir sind spontan nach Wilhelmshaven zu Nikos Familie gefahren. Da Groningen grenznah gelegen ist, war die Strecke mit unter 2h Fahrtzeit auch überschaubar. Für Nord- und Westdeutsche lässt sich das Schachfestival also durchaus mit den familiären Weihnachtstraditionen kombinieren.
Leider lief es trotz zwischendurch getankter Weihnachtsatmosphäre für uns beide nicht so gut: Platz 21 und 34 am Ende. Insgesamt umfasste das A-Open 62 Teilnehmer/innen. Mit B- und C-Open sowie diversen Parallelturnieren war der Spielsaal jedoch stets gut gefüllt.
Gewonnen hat das A-Turnier der Niederländische Großmeister Benjamin Bok. Mit 7 Punkten war er punktgleich mit dem Zweitplatzierten Evgeny Postny, wies aber die bessere Feinwertung auf. Auf dem dritten Platz landete der Russe Maxim Turov.
Der 15-jährige Inder Rahul Srivatshav P konnte seine zweite IM-Norm erspielen.
Positiv hervorzuheben ist das Engagement des Turnierdirektors Koen Lambrechts und seines Teams. Mit den unzähligen Turnieren hatte er alle Hände voll zu tun, war sich jedoch nicht zu schade auch mal als Barkeeper auszuhelfen.
In diesem Sinne: Prost Neujahr!
Fotos von Harry Gielen (Turnierseite):