Am 26.12. um 06.00 Uhr war es so weit: mein Wecker erinnerte mich etwas unsanft daran, dass ich mich schleunigst auf den Weg zum Leipziger Hauptbahnhof machen sollte, von wo aus mich die Deutsche Bahn dann nach Böblingen bringen sollte. Etwas wagemutig hatte ich meine Anreise auf den Tag der ersten Runde gelegt. Gerade im Hinblick auf die Ereignisse im letzten Jahr (zahlreiche Zugausfälle, Verspätungen etc.) musste diese Entscheidung gründlich überdacht werden. Aber ein zusätzlicher Spieleabend mit meiner Familie und ein weiteres Weihnachtsessen waren schließlich die ausschlaggebenden Argumente. Zudem kann man ja den diesjährigen Winter kaum als solchen bezeichnen. In Mannheim hatten wir noch bis weit in den Dezember hinein Sonnenschein und milde Temperaturen und an Schnee war dieses Jahr auch nicht so richtig zu denken. Wenigstens gab es somit auch keine eingefrorenen Leitungen oder Ähnliches und ich erreichte Böblingen ohne große Zwischenfälle. Ich hatte sogar noch Zeit vor der Runde kurz im Hotel vorbeizuschauen und meine Sachen abzulegen. Von meinem Hotelzimmer im Mercure-Hotel war ich hellauf begeistert. Als besonders positiv empfand ich den bereitgestellten Wasserkocher und die dazugehörigen Teebeutel. Vor der Runde hätte ich jedoch lieber mal eine Tasse Kaffee zu mir nehmen sollen – schon nach den ersten Zügen drohten mir die Augen ständig zuzufallen und meine Konzentration ließ dementsprechend auch zu wünschen übrig. Gespielt wird übrigens ebenfalls in einem Mercure-Hotel und die Turnierbedingungen sind wirklich sehr angenehm. A-, B- und C-Open-Teilnehmer spielen alle in einem großen Raum, der genug Platz für alle bietet und auch über optimale Licht- und Wärmebedingungen verfügt. Zudem ist der Raum mit Teppichboden ausgelegt: sehr wichtig, wenn Frauen mit am Start sind ;-)
Anscheinend hatten ein paar der Titelträger den Weg nach Böblingen doch nicht gefunden – jedenfalls fand ich meinen Namen vor der Auslosung der ersten Runde auf Startrangplatz 10 (nicht wie gestern noch auf 14) wieder. In der ersten Runde wurde mir dementsprechend ein nominell deutlich schwächerer Gegner zugelost. Ich tat mich trotzdem etwas schwer und kämpfte ganze 4,5 Stunden lang. Am Ende reichte es dann doch für den ganzen Punkt, über einen schnellen Sieg hätte ich mich jedoch mehr gefreut. Ich war aber nicht die einzige, die kein ganz souveränes Auftreten an den Tag legte: mein früherer Trainer und Großmeister Zigurds Lanka verlor sogar seine erste Partie und auch meine ehemalige Vereinskollegin und langjährige Freundin Judith Fuchs konnte leider nur Remis spielen. Aber so ist das: die erste Runde ist (jedenfalls für mich) immer die schwerste. Und eine lange Anreise erschwert die ganze Angelegenheit natürlich noch. :-)
Eine weitere positive Entdeckung konnte ich nach meiner Partie machen: direkt neben dem Turniersaal konnten sich die Spieler und Zuschauer mit Leckereien verschiedenster Art ausstatten und somit die anstrengende Partie gut überstehen oder nach einer bereits überstandenen Partie dafür sorgen, dass man auch den Rest des Tages noch übersteht.
Ein Blick auf das Teilnehmerfeld zeigt folgendes Bild: Rainer Buhmann (2612) führt die Teilnehmerliste an. Es folgen Vladimir Burmakin (2588) und Leonid Milov (2504). Insgesamt spielen im A-Open 93 Schachspieler mit, darunter 24 Titelträger. Die Beteiligung weiblicher Spieler lässt noch etwas zu wünschen übrig: nur acht Frauen konnte ich auf der Teilnehmerliste entdecken.
Schauen wir mal, was das Turnier so bringen wird…