Oft ist es ja so, dass das Frühstück in Hotels während eines Schachturniers im Vergleich zu den dort üblichen Standards deutlich an Qualität verliert. Das ist jedoch hier im Mercure-Hotel zum Glück nicht der Fall. Oder jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass das Frühstück hier sonst noch besser ist. Man bekommt eigentlich alles, was man sich so vorstellen und wünschen kann und das ist bei einem Viel-zum-Frühstück-Esser wie mir schon eine ganze Menge. Zum Beispiel gehört für mich zu einem perfekten Frühstück unbedingt Lachs mit Meerrettich und Obstsalat (wobei beides natürlich getrennt voneinander eingenommen wird :-)). Wenn es dann noch Vollkornbrötchen gibt, ist mein Tag gerettet… Also die Voraussetzungen für ein gutes Turnier sind schon mal gegeben. Leider gehört dann auch noch dazu, dass man selbst gute Partien spielt … und da fängt das Dilemma schon an! Heute Vormittag übertraf ich mich mal wieder selbst, indem ich einzügig einen Bauern einstellte. Ich hatte zunächst auch mal gar keine Kompensation dafür und war positiv überrascht, dass ich sogar noch während der Partie über mich selbst lachen konnte. Das war vielleicht auch der Grund, warum es mir gelang, wieder eine annehmbare Stellung zu erreichen. Objektiv stand ich zwar mit meinem Minusbauern immer noch schlecht, mein Gegenspiel reichte jedoch aus, um meinem Gegner Angst einzujagen und ihn zu einem Remisangebot zu bewegen. Dankbar nahm ich an. So hatte ich dann sogar noch etwas Zeit, um die Partie meines Freundes Nikolas Lubbe gegen meine beste Freundin Manuela Mader zu verfolgen. Ich wusste gar nicht so richtig, wem ich die Daumen drücken sollte. Da ich mir aber mit meinem Freund ein Zimmer teile, war ich dann schon etwas erleichtert, dass er die Partie für sich entscheiden konnte.
Auch die dritte Runde brachte eine unangenehme Paarung. Ich musste gegen meine langjährige Freundin Judith Fuchs spielen und schaffte es gleich mal in eine sehr scharfe Variante reinzurennen. Das wär an sich gar nicht so schlimm, wenn ich mich in dem Abspiel wenigstens ausgekannt hätte. Ich hatte jedoch keinen blassen Schimmer und musste die ganze Partie lang um Ausgleich kämpfen. So langsam gewöhne ich mich daran, mit einem Bauern weniger und schlechter Stellung spielen zu müssen… Ich hätte es jedoch auch einfacher haben können. Zwischendurch übersah ich eine einfache Abwicklung, die mir ein ausgeglichenes Endspiel verschafft hätte. Nach der Partie erzählte mir Judith, dass sie ganz verwirrt gewesen sei, dass ich trotz Minusbauer auf Gewinn spielen würde (die Möglichkeit, dass ich die Variante nicht gesehen hatte, hatte sie gar nicht in Betracht gezogen). Mit meinem Läuferpaar hatte ich zwar etwas Kompensation, viel war es jedoch nicht und ich war froh, als ich eine Zugwiederholung herbeiführen konnte. Wieder ein schnelles Remis.
Ich hatte mir zwar vorgenommen, dass ich nicht wieder so viele endlos lange, langweilige Partien spielen würde, so sah mein Plan jedoch auch nicht aus. Hoffen wir, dass der morgige Tag etwas erfolgreicher wird. Jetzt gehe ich erst mal in Schwimmbad und Sauna Kraft tanken und entspannen…
Nach der dritten Runde haben nur noch Vladimir Burmakin und Rene Dausch (2367) volle Punktzahl. Rainer Buhmann musste sich bereits in der zweiten Runde gegen Igor Neyman (2286) mit einem Remis zufrieden geben. Aber nach drei Runden ist natürlich noch nichts entschieden …