Mein Tag begann heute um 7.30 Uhr - und zwar wieder ohne die Morgenmusik meines Handyweckers. Diesmal lag es aber nicht an dem Akku (ich hatte mir von Lena das Ladegerät borgen können) sondern an
einer kranken Sarah, die mir nur eben Bescheid geben wollte, dass sie nicht mit Joggen gehen kann. Sarah hat leider über die Nacht Halsschmerzen bekommen und heute Morgen ging es ihr alles andere
als gut. Inzwischen ist es aber zum Glück schon wieder besser geworden. Ich wollte meine Jogging-Pläne trotzdem nicht verwerfen und schlüpfte schon mal sehr motiviert in meine Sportsachen. Dann
fiel mir ein, dass ich ja noch den Bericht abschicken musste. Gestern Abend war das Internet nämlich dermaßen schlecht, dass ich bis Mitternacht keine Möglichkeit finden konnte, meinen
Tagesbericht nach Deutschland zu schicken. In der Hoffnung, dass so früh die Netzwerke noch nicht so ausgelastet sind, starrte ich wie gebannt auf die Balken in der unteren Ecke meines Laptops.
Und siehe da: es funktionierte plötzlich. Allerdings seeeeehr langsam. So musste ich notgedrungen meine sportlichen Aktivitäten in mein Zimmer verlegen. Während also nach und nach mein Bericht
und die Bilder geladen wurden, hüpfte ich vor meinem Laptop auf und ab und drehte kleine Jogging-Halbkreise um mein Bett herum. Muss sehr lustig ausgesehen haben. :-)
Als ich anschließend duschen wollte, merkte ich, dass das Licht im Bad nicht funktionierte. Naja, so konnte ich wenigstens die nicht mir gehörenden Haare in der Dusche nicht sehen… Später stellte
sich heraus, dass ich einfach nur zu blöd gewesen war den Hauptschalter zu bedienen. :-)
Beim Frühstück erlebte ich gleich zwei positive Überraschungen. Ich kaute gerade an meinem Brötchen und traute meinen Augen kaum, als Jan um 9.15 Uhr den Frühstücksraum betrat. Ich glaube, ich
hab Jan noch nie so früh auf den Beinen gesehen. Aber da er jetzt seit geraumer Zeit berufstätig ist, wird er sich wohl an das frühe Aufstehen gewöhnen müssen… Die andere positive Überraschung
bescherte uns Raj, als er sich ohne große Mühe zum Kiwischälen und -schneiden überreden ließ. Für irgendwas ist so ein Trainer also doch gut. :-)
Auch heute gestaltete sich meine Vorbereitung wieder als sehr umfangreich. Innerhalb von drei Stunden wollte ich mir das komplette Nimzoindisch aneignen. Ich hatte mir die Theorie schon mal vor
zwei Jahren ausführlich angeschaut, aber mittlerweile schon ziemlich viel wieder vergessen. Immerhin kamen sogar die ersten vier Züge meiner Vorbereitung aufs Brett und dann war ich sozusagen out
of book. Allerdings kannte ich die grundlegenden Pläne und war dementsprechend nicht völlig hilflos. Langsam konnte ich meine Gegnerin überspielen und schließlich eine gewonnene Stellung
erreichen. Mein Zeitvorteil erwies sich dann bei der Verwertung als überaus hilfreich und so konnte ich schnell den ersten Punkt für die Mannschaft sichern.
Auch Marta hatte keine Probleme ihren Materialvorteil (Turm gegen Springer) gegen Lisa Schut zu verwerten und nach 3,5 Stunden stand es bereits 2:0 für uns. Bei den beiden noch spielenden
Brettern sah es jedoch nicht so vielversprechend aus. Lise stand gegen Zhaoqin Peng sehr passiv und als ich nach kurzer Zeit wieder ans Brett kam sah ich gerade noch, wie sie einzügig mattgesetzt
wurde. Unsere Hoffnungen ruhten also auf Lena. Ihre Partie gegen Anne Haast war sehr interessant verlaufen. Obwohl sie sich in der Eröffnung ganz an die Empfehlungen von Gawain Jones gehalten
hatte, konnte sie nach den ersten Zügen nicht mehr als Ausgleich erreichen. Es folgte eine taktische Abwicklung, nach welcher das Materialverhältnis wie folgt aussah: Lena verfügte über einen
Turm gegen Springer und zwei Bauern. Das Endspiel war leider wirklich schwer zu spielen und am Ende reichte es leider nicht für den entscheidenden halben Punkt. Ein enttäuschendes Ergebnis wenn
man bedenkt, dass beide Verlustpartien nicht unbedingt notwendig gewesen wären. Nun ja, ein Unentschieden gegen die Niederlande ist keine Katastrophe und nun heißt es sich auf den morgigen Kampf
gegen die starken Armenierinnen vorzubereiten.
Da ich heute recht schnell fertig war, freute ich mich darauf, auch mal etwas von den Partien der Männer mitzubekommen. Nix da. Als ich nach Jan & Co Ausschau hielt, erblickte ich nur leere
Bretter und die Ergebnisstafel mit vier eingetragenen Remisen. Viel mehr gibt es über den Männerkampf auch nicht zu berichten. Anscheinend kamen alle Punkteteilungen recht unspektakulär zustande.
Gegen Israel aber keine schlechte Leistung.