Schacholympiade 2012: Tag 12

Schade...

17.00 Uhr

Tja, die letzte Runde lief leider nicht wie erhofft. Ohne Chance mussten wir eine bittere aber durchaus gerechtfertigte Niederlage gegen die Ukraine einstecken und damit alle Hoffnungen auf eine richtig gute Platzierung begraben. Schade auch, dass ich mich gestern den ganzen Tag vorbereitet habe nur um dann heute schon wieder ausgetrickst zu werden. Naja, wenigstens haben wir uns irgendwie beide gegenseitig rausgebracht. Auf 1.d4 hatte sie anscheinend mit 1…d6 gerechnet und daraufhin zum ersten Mal in ihrem Leben 2. e4 gespielt. Das hatte ich jedoch als mögliche Antwort in Betracht gezogen und wollte nun mit 2…e5 in Philidor überleiten, was ich wiederum noch nie gespielt hatte und jedenfalls einigermaßen gut vorbereitet hatte. Allerdings rechnete ich nicht damit, dass sie mit dxe5 in das Endspiel gehen würde. Wir hatten also nach 5 Zügen eine Stellung auf dem Brett, die wir wahrscheinlich beide noch nicht gesehen hatten. Nach einigen Zügen hatte ich für mein Empfinden eine angenehme Stellung erreicht. Irgendwann, als die Zeit knapp wurde, griff ich jedoch fehl und fand mich in einem T+S-gegen-T+L-Endspiel mit Minusbauer wider. Ich glaube das Endspiel war hoffnungslos und auch wenn ich immer mal wieder ein paar Drohungen aufstellen konnte, denke ich nicht, dass ich noch mal realistische Chancen auf einen Ausgleich bekam.

Insgesamt komme ich auf 4,5 Punkte aus neun Runden. Das klingt erst mal ziemlich katastrophal, und auch die Eloauswertung deutet auf ein schlechtes Turnier hin. Ich bin mit meinem Ergebnis auch nicht zufrieden, denke aber, dass es nicht ganz so schlimm war, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Ich hatte immerhin sieben Mal schwarz und zumindest drei sehr starke Gegner. Das mit den Farben hat mich während des Turniers nicht so sehr gestört, immerhin ist die Olympiade ein Mannschaftsturnier und da sollte man immer zuerst mannschaftstechnisch aufstellen und nicht so sehr auf die Farbverteilung achten. Außerdem konnte ich so mein Königsindisch wieder etwas praktizieren, was mir eigentlich auch viel Spaß gemacht hat. Die Vorbereitung kam zwar nicht immer aufs Brett, war aber trotzdem sehr hilfreich und ich bin sehr dankbar, dass uns dieses Mal auch ein Eröffnungstrainer zu Verfügung gestellt wurde. Michael und Raj haben ihre Sache wirklich sehr gut gemacht und ich möchte ihnen an dieser Stelle auch noch mal ein riesen Dankeschön aussprechen! Wir waren dafür aber dieses Mal auch eine unkomplizierte Mannschaft: Wir haben uns gut verstanden und es gab das ganze Turnier über keine Streitigkeiten.

Bei den Männern lief es heute ähnlich schlecht wie bei uns. Sie mussten gegen Russland eine 3-1-Niederlage hinnehmen. Arkadij und Daniel wurden einfach überspielt, Igor macht ein schnelles Remis und Jan stand zwar zwischenzeitlich etwas besser, seine Stellung reichte dann aber doch nicht zum Gewinn.

 

19.00 Uhr

Die Endstände sind da. Wir sind undankbarer Weise auf den 11. Platz zurückgefallen. Das ist schon sehr schade, da jetzt Teams wie Rumänien und Iran vor uns sind, die keine starken Gegner gehabt haben. Und wir hatten mit China, Georgien, Indien und Ukraine gleich vier der top 6 gesetzten Länder und auch Spanien und Kuba waren keine leichten Gegner. Komischerweise haben wir trotzdem eine sehr schlechte Wertung (auch im Vergleich zu Ländern, die gleichviele Brettpunkte haben wie wir). Ich denke man kann für die Mannschaft gerade im Hinblick auf die starke Gegnerschaft von einem gelungenen Turnier reden. Achja, jetzt hätte ich fast vergessen die Erstplatzierten zu nennen: Russland gewinnt vor China und der Ukraine. Bei den Männern kann sich Armenien über Gold freuen, Silber geht an Russland und Bronze an die Ukraine. Unsere Männer sind auf Platz 12 gelandet. Besonders überzeugen konnte Daniel, der mit 7/10 eine tolle Performance spielte und sogar einen Brettpreis abräumen konnte. Auch Jan und Igor können sich über ein Eloplus freuen.