Meine Gebete wurden erhört, denn heute war es wirklich warm in Istanbul. Leider bekommt man davon aber eigentlich nur auf dem Weg in den Spielsaal etwas mit, da es hier sonst keinen Anreiz gibt, sich draußen aufzuhalten. Wir sind quasi umgeben von Autobahnen und es gibt weder eine annehmbare Joggingstrecke, noch besichtigungswürdige Plätze in der Umgebung.
Dafür habe ich mir heute aber unser Hotel von innen etwas näher angeschaut. Ich war nämlich eine Stunde lang im Fitnesscenter um etwas gegen das fettige Essen (bzw. seine Auswirkungen) zu unternehmen. Zum Glück muss man hier nicht wie in Khanty-Mansijsk etwas dafür bezahlen. Es soll auch noch ein Schwimmbad und eine Sauna geben, die ich wahrscheinlich in den nächsten Tagen mal benutzen werden.
Heute lief der Einlass in den Spielsaal schon etwas harmonischer ab. Man musste kaum noch anstehen und sogar Wasser mit reinnehmen. Die Veranstalter scheinen also aus ihren Fehlern der ersten Runde gelernt zu haben.
Über meine Partie von heute kann man eigentlich nur sagen, dass Raj seitdem wohl ein paar graue Haare mehr auf dem Kopf hat. Ich war mal wieder gleich nach dem zweiten Zug out of book und musste dann improvisieren. Das klappte leider zunächst nicht besonders gut, da ich in einem mir völlig fremden Stellungstyp gelandet war. Mit der Zeit konnte ich jedoch meine Figuren so postieren, dass ich mich wieder wohl fühlte und langsam meine Stellung verbessern konnte. Meine Zeiteinteilung war mal wieder nicht so gut gewesen, sodass ich wieder gegen die Zeitnot ankämpfen musste. Um den 30. Zug herum konnte ich ein paar schnelle Züge machen und meinen Zeitrückstand aufholen. Als ich dann noch eine Figur gewinnen konnte, wähnte ich die Partie schon gewonnen. Leider erhielt sie dann doch ein bisschen Gegenspiel und nach einem schlechten Zug meinerseits war die Stellung wieder völlig unklar. Sie konnte plötzlich immer mehr Bauern von mir bekommen und mein König war nach wie vor sehr gefährdet. Dann war ich mir zwei schreckliche Minuten lang sogar sicher, dass ich die Partie noch verlieren würde. Ich hatte mir nämlich einen einzügigen Dameneinsteller geleistet und musste auf die Nervosität meiner Gegnerin vertrauen. Zum Glück übersah sie die einfache Taktik und stellte kurz darauf selbst die Partie ein. Also keine souveräne Leistung, aber immerhin ein Sieg, der uns das 4-0 bescherte.
Morgen geht es gegen Georgien – also eine echte Herausforderung, die wir aber gerne annehmen. Ich muss meine Aussage von gestern übrigens berichtigen: Wir sind nicht wie behauptet an acht, sondern an neun gesetzt. Unser Mindestziel lautet also den achten Platz zu erreichen und vielleicht ist ja auch etwas mehr drin…