So, jetzt tun mir meine Füße wirklich weh. Gestern viel getanzt, heute viel gelaufen und das auch noch in eher unbequemen Schuhen.
Zunächst noch ein paar Worte zur gestrigen Bermuda-Party. Bei besagter Party handelt es sich um eine langjährige Tradition, die bei keiner Olympiade fehlt. Jedes Mal findet am Abend vor dem ersten spielfreien Tag eine Party statt, die früher von den Bermudas gesponsert worden war und daher auch ihren Namen hat. Zu dieser Party kommt stets ein Großteil der Teilnehmer und es ist wie ich finde eine tolle Sache, die Leute auch mal außerhalb des Brettes zu treffen und kennenzulernen. Dieses Jahr hatten wir das Glück, dass die Party direkt gegenüber von unserem Hotel stattfand und wir uns so nervige Taxifahrten ersparen konnten. Etwas schade fand ich, dass Männer 20 Lira (ca. 9 Euro) Eintritt zahlen mussten (dafür allerdings auch zwei Freigetränke erhielten). Aber okay, irgendwie müssen ja die Kosten für die Location und den DJ gedeckt werden und es ist schon besser, dass dafür die Männer und nicht die Frauen aufkommen müssen ;-) Die Feier startete um 22.00 Uhr, wir gingen aber erst gegen 23.00 Uhr hin. Als wir ankamen, war schon eine Menge los und uns tönte laute türkische Musik entgegen. Ja, die Musik war leider einen Tick zu laut, sodass man sich drinnen unmöglich unterhalten konnte. Es gab aber auch einen Außenbereich, wo man sich abkühlen und miteinander reden konnte. Es war super Stimmung und auch die Musik war abgesehen von der Lautstärke gut. Ich war trotzdem nach wenigen Stunden ziemlich genervt, da ich eigentlich einfach nur (alleine!) tanzen und nicht ständig Leute, die mir zu nahe kommen wegschubsen wollte. Aber der Alkoholspiegel war bei einigen schon relativ hoch und so verließ ich die Party noch vor 02.00 Uhr wieder.
Dafür hatte ich dann heute keine Probleme aus dem Bett zu kommen und konnte den Tagesausflug in aller Frische genießen. :-) Eigentlich wollten wir ja 09.30 Uhr starten. Aber die einzige, die zu diesem Zeitpunkt bereit zum Abfahren war, war ich, und so verzögerte sich die Abfahrt um fast eine halbe Stunde. Wir hatten das Glück, mit Dirk Sander einen echten Insider auf unserer Seite zu haben, der sich nicht nur bereit erklärte uns Istanbul zu zeigen, sondern uns auch noch ein Auto zur Verfügung stellte. Glücklicherweise waren die Straßen heute wie leer gefegt – eine Seltenheit, da man für gewöhnlich nur sehr schleppend vorwärts kommt und meist sehr viel Zeit für eine kurze Strecke einplanen sollte. Zuerst fuhren wir an den Bosporus, wo wir uns in ein hübsches Café setzten und erst mal etwas Tee bzw. Kaffee zu uns nahmen. Der türkische Kaffee zeichnet sich dadurch aus, dass das Getränk nicht wie bei uns üblich gefiltert wird, sondern sich der Kaffeesatz noch unten in der Tasse befindet. Ein typisches Getränk ist außerdem schwarzer Tee, den ich eigentlich nicht besonders mag, hier aber trotzdem aus Prinzip getrunken habe.
Anschließend sind wir eine Weile durch die Stadt gelaufen. Das erste was mir aufgefallen ist, sind die vielen Döner-Läden. Ich dachte immer, dass Kebab nur in Deutschland ein Trend ist und in anderen Ländern (auch in der Türkei) nicht so gewürdigt wird. Das zweite was mir aufgefallen ist, war ein Frozen-Yoghurt-Stand. Das ist an sich nichts, was besonders typisch für die Türkei oder Istanbul ist. Ganz im Gegenteil – diese neuartige eisähnliche Süßspeise gibt es eigentlich überall auf der Welt und hat vor kurzem mein Herz erobert. Super lecker, gesünder als Eis und aufgrund verschiedenster Sorten und Toppings garantiert für jeden etwas dabei. Ist nicht ganz günstig aber wirklich sehr zu empfehlen… also probiert es einfach mal aus! So, Schluss mit der Schleichwerbung und zurück zum Thema. Insgesamt hat mir Istanbul schon ganz gut gefallen. Es handelt sich um eine riesige Stadt, mit vielen kleinen Gassen, Lädchen und Häuschen und wenig sehr hohen Gebäuden (so jedenfalls mein erster Eindruck). Natürlich haben wir heute nur einen kleinen Teil sehen können, aber für ein bisschen Atmosphäre schnuppern hat es gereicht. Interessant fand ich auf jeden Fall die regelmäßigen Gebetsrufe, die überall in der Stadt zu hören sind und die Raj, als er das letzte Mal hier war, täglich um 05.00 Uhr geweckt haben. Das Highlight für heute waren für mich die kulinarischen Köstlichkeiten. Zunächst hat mich das Angebot von frischgepresstem Saft für 1 Euro total begeistert und anschließend war ich hin und weg von dem Fischbrötchen, das ich in der Nähe des Hafens gegessen habe. Dabei muss man sich den Snack ganz anders als in Deutschland vorstellen. Nicht panierter sondern frischer Fisch, dazu Zwiebeln, Peperoni, Tomaten und Salz und das Ganze in ein Fladenbrot gepackt… köstlich.
Zwischendurch nahmen wir noch eine Einladung von Manzara war. Manzara ist eine Organisation, die speziell für Deutsche Wohnungen in Istanbul vermietet und auf diese Weise gemütliches und familiäres Wohnen in verschiedenen Gegenden und Preisklassen ermöglicht. Der Inhaber verglich Istanbul mit einem Ozean: Man kann tief tauchen und viele schöne Dinge entdecken; man muss aber immer mal wieder Luft holen und an die Oberfläche auftauchen – sprich etwas Abstand von der Hektik und dem Trubel der Stadt bekommen.
Weiter ging es nach Asien. Und zwar mit dem Schiff über den Bosporus zur anderen Seite und damit auf einen anderen Kontinent. Dort suchten wir uns ein kleines Restaurant in Wassernähe. Ich war noch gesättigt von dem Fischbrötchen und wollte nur eine Kleinigkeit als Nachtisch zu mir nehmen. Von dem Frozen-Joghurt-Shop inspiriert, bestellte ich „Joghurt Dessert“ … und erhielt einen Kuchen. Tja, so kanns gehen. War aber trotzdem lecker.
Zum Abschluss erwartete uns noch eine lange und anstrengende Heimreise. Mit Straßenbahn und Metro ging es quer durch Istanbul (und das aufgrund der Menschenmengen natürlich die ganze Zeit im Stehen). Es war aber ein toller Tag, an dem ich viele Eindrücke gesammelt habe und mich ein bisschen mit Istanbul bekannt machen konnte.
Trotzdem bin ich froh, dass wir morgen wieder Schach spielen … da können sich meine Füße etwas ausruhen. :-)