Na das war mal wieder ein erfolgreicher Tag für die deutschen Teams: 6,5 Brettpunkte und 4 Mannschaftspunkte… so kann es weitergehen. Heute funktionierte auch meine Dusche einwandfrei und Raj musste diesmal nicht mit einer Espresso-Hose durch den Spielsaal laufen. Sogar die Kellner benehmen sich inzwischen fast normal. An den ersten Tagen musste man mit ihnen stets um sein Essen kämpfen. Sobald man nämlich mal das Besteck zur Seite legte, stürzte sich mindestens ein Exemplar von Kellner auf den Teller, als ob er für das besonders schnelle Wegbringen belohnt werden würde. Einmal wurde Lena sogar der Teller unter den Händen weggezogen, als sie noch ihr Essen bearbeitete. Es ist zwar nett gemeint, meist aber doch etwas anstrengend. Aber wie gesagt, inzwischen wird etwas mehr Zurückhaltung an den Tag gelegt. Ebenso befremdlich sind die Arbeitszeiten der Minbarbefüller. Ungeachtet der „Please do not disturb“-Schilder klopfen sie früh halb 8 an die Tür und wollen die Minibar auffüllen. Als ob man um diese Zeit nicht andere Sorgen hätte… Richtig toll finde ich aber die Reinigungskräfte. Mein Zimmer macht immer der gleiche Typ sauber, der immer so zuvorkommend und nett ist, dass es mir schon richtig unangenehm ist und ich immer vorher selbst mein Zimmer so gut wie möglich aufräume.
Okay, zum schachlichen Teil. Ehrlich gesagt hatte ich mir die Partie heute etwas einfacher vorgestellt. Meine Gegnerin verfügte weder über eine Elozahl, noch über Partien in der Datenbank und kann deswegen noch nicht besonders viele Turniere gespielt haben. Dafür spielte sie heute aber wirklich nicht schlecht. Ich hatte zum fünften Mal in diesem Turnier Schwarz und wie auch in den anderen Schwarzpartien kam 1.d4. Bisher hatte ich immer Königsindisch gespielt aber heute war mir mal nach etwas Abwechslung, also antwortete ich mit 1….d6. Sie spielte in der Eröffnung etwas ungenau und ich erreichte schnell eine ausgeglichene Stellung. Die Damen tauschten sich und es entstand ein Endspiel, das ich geduldig immer weiter knetete. Nach und nach konnte ich Schwächen im weißen Lager erzeugen und schließlich mit einer hübschen Mattdrohung einen wichtigen Bauern und damit die Partie gewinnen. Die Spitzenpaarung Russland-Polen endete heute 2-2 obwohl es zwischendrin nach einem klaren Sieg für die Polinnen aussah. Schade, ich hätte es ihnen gegönnt. China gewinnt gegen Georgien und schließt somit zu den beiden führenden Mannschaften auf.
Im Männerturnier bezwingt Russland Aserbaidschan und steht nun mit einem Punkt Vorsprung an der Tabellenspitze, da China gegen Armenien gewinnt. Unsere Männer gehören zum direkten Verfolgerkreis, nachdem sie heute gegen Moldawien mit 2,5-1,5 gewinnen konnten. Arkadij spielte Remis gegen Bologan und Georg findet in sehr komplizierter Stellung leider nicht die besten Züge und muss sich geschlagen geben. Igor und Jan können gewinnen. Beide standen eigentlich von Anfang an besser und konnten ihrer Favoritenrolle gerecht werden.
Morgen treffen wir auf Montenegro. Die Männer kommen gegen Ungarn.