Hinter mir liegt ein sehr anstrengendes, aber unglaublich bereicherndes Wochenende, das ich auf jeden Fall noch lange in positiver Erinnerung behalten werde. Zu verdanken habe ich die zwei schönen Tage hauptsächlich Thomas Bergmann, der mich anlässlich seines Geburtstages in seinen Verein – den Rhedaer Schachverein von 1931 – einlud. Geplant waren sowohl ein ca. sechsstündiges Seminar am Samstag und am darauffolgenden Tag ein Simultan, bei dem die zuvor gelernten Strategien in der Praxis angewendet werden konnten. Eine sehr gute Kombination, die den Teilnehmern hoffentlich so gut gefallen hat wie mir.
Das Seminar begann am Samstag um 13.00 Uhr. Ich wurde freundlicherweise vom Bahnhof abgeholt und direkt zu dem Veranstaltungsort, dem Rhedaer Schloss, chauffiert. Die Räumlichkeiten hätten nicht besser sein können. Die u-förmig angeordneten Tische boten genügend Platz für die 18 Teilnehmer und Teilnehmerinnen und ermöglichten einen guten Blick auf das frontal aufgestellte Demobrett. Für Verpflegung war gesorgt und wer sich zwischendurch nicht mehr so gut konzentrieren konnte, hatte die Möglichkeit mit Kaffee oder Schokolade etwas nachzuhelfen.
Die übergeordneten Trainingsthemen lauteten Stellungsbeurteilung und Planfindung – zwei wesentliche Grundbausteine des menschlichen Schachverständnisses, die für Schachspieler jeder Spielstärke noch Potential enthalten. Ich war von dem Interesse und der aktiven Mitarbeit der Teilnehmer sehr positiv überrascht. Selbst in den Pausen durfte ich den verschiedensten Fragen Rede und Antwort stehen und meine an die Gruppe gerichteten Aufgaben wurden meist schnell und präzise gelöst.
Die demografische Zusammensetzung der Gruppe war ziemlich heterogen. Es waren quasi alle Altersstufen vertreten und die Spielstärke der Teilnehmer reichte von 878 bis 1781. Keine leichte Aufgabe, wenn man niemanden über- oder unterfordern möchte aber ich hoffe, dass es allen Spaß gemacht hat und jeder etwas mitnehmen konnte.
Auf jeden Fall wurde ich am Sonntag dann ganz schön in die Mangel genommen. Ganze sieben Stunden lang stellten mich die 28 Spieler aus Rheda-Wiedenbrück und Umgebung vor schachliche Probleme und forderten so nicht nur kognitive, sondern auch physische Höchstleistungen von mir. In sechs Partien kam ich nicht über ein Remis hinaus und gegen Adrian Jakubowski musste ich mich sogar geschlagen geben. Mit Weiß konnte er schnell eine vorteilhafte Stellung erreichen und schließlich sogar die Qualität gewinnen. Geschickt nutzte er meine geschwächte Grundreihe für einen vernichtenden Mattangriff. An dieser Stelle noch mal einen herzlichen Glückwunsch! Besonders gefreut habe ich mich auch über die jungen Teilnehmer, die unglaublich gute Konzentration und Durchhaltevermögen gezeigt haben. Samantha und Kimberley Schmidtmann sind sogar extra aus Paderborn angereist und leisteten mir gute 6,5 Stunden lang hartnäckige Gegenwehr.
Auch wenn ich nach den beiden Veranstaltungen zu keinerlei kognitiven Leistungen mehr fähig war und wahrscheinlich etwas abwesend durch die Gegend gelaufen bin, hat mir das Wochenende sehr viel Freude bereitet. Ich hoffe, dass das auf Gegenseitigkeit beruht und dass mir diejenigen, die wegen mir am Sonntag die Wahl verpasst haben, dies verzeihen werden…