Puh, ich bin ganz schön k.o. – und das nach erst einem halben Tag…. Dieser hatte es aber auch in sich. Schon allein die Fahrt mit der Metro zur Schule kostete mich ganz schön viele Nerven. Als ich gestern zum ersten Mal mit der Petersburger U-Bahn gefahren bin, war nicht besonders viel los – man bekam sogar hin und wieder mal die Chance einen Sitzplatz zu ergattern. Ganz anders sieht die Situation jedoch wochentags zwischen 08.00 und 09.00 Uhr aus. Da ist es schon ein echtes Kunststück, sich in die Bahn hineinzuquetschen, und noch viel schwerer ist es zu verhindern an der falschen Haltestelle wieder hinausgequetscht zu werden. Was für mich ein eher unschönes Erlebnis darstellte, scheint die Russen in keinster Weise zu jucken. In Seelenruhe lesen die Einheimischen ihre Bücher, Zeitungen etc. und blicken nur ab und an mal auf, wenn sie Gefahr laufen mit der ausströmenden Menge auf den Bahnsteig gedrängt zu werden. In diesem Fall kennen sie dann aber auch kein Pardon. Da werden die Ellenbogen ausgefahren und geschoben was das Zeug hält bis man wieder eine halbwegs komfortable Position eingenommen hat. Glücklicherweise bin ich jedoch mit einer begrenzen Anzahl blauer Flecke davongekommen und hab mich noch nicht mal verfahren. :-)
Allerdings hat es die ganze Zeit geregnet und da ich weder Regenschirm noch -jacke nach St. Petersburg mitgenommen hatte, kam ich dementsprechend durchnässt im Liden&Denz-Language-Centre an.
In der Schule wurde ich dann mit einem Einstiegstest empfangen, der mich einer Gruppe zuordnen sollte. Für mein Empfinden waren die 25 Minuten etwas zu wenig Zeit für die weit über 100 Fragen, die es zu beantworten galt. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich eben nicht zu den Fortgeschrittenen der Fortgeschrittenen gehöre. :-)
Anschließend hatten wir Kursteilnehmer erst einmal Zeit uns zu beschnuppern und erste Bekanntschaften zu machen. Es stellte sich heraus, dass fast die Hälfte der Teilnehmer aus Deutschland kommt. Dies war für mich aber eher enttäuschend, da ich mir vorgenommen hatte so viel Russisch wie möglich zu sprechen. Dazu hatte ich dann in dem mündlichen Sprachtest noch genug Gelegenheit. Dieser diente als Ergänzung zu dem schriftlichen Test, bei welchem es hauptsächlich um grammatische Kenntnisse gegangen war und gab uns die Möglichkeit unser Ergebnis noch zu verbessern bzw. zu verschlechtern.
Kurz darauf wurde die Gruppeneinteilung bekanntgegeben und wir begaben uns zu unserer ersten Unterrichtseinheit. Meine Gruppe besteht aus neun Leuten – meiner Ansicht nach einer etwas zu großen Anzahl – die sich alle ungefähr auf dem gleichen Sprachniveau befinden wie ich. Täglich morgens von 10.00-12.00 Uhr beschäftigen wir uns mit grammatikalischen Feinheiten der russischen Sprache und nachmittags reden wir über verschiedene Alltagsthemen. So zum Beispiel auch über typische russische Getränke wie grüne Limonade oder Kwas. Kwas ist ein altes russisches kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk, welches durch Gärung aus den Grundzutaten Wasser, Roggen und Malz gewonnen wird. Ich habe mir sogleich eine Flasche davon im Bistro gekauft und etwas ängstlich einen Schluck davon genommen. Naja, was soll ich sagen. Die geschmackliche Mischung aus Bier und Brot hat mir nicht so ganz zugesagt aber es war auf jeden Fall einen Versuch wert.
Nach dem Kurs habe ich mich wieder ins U-Bahn-Getümmel gestürzt und bin inzwischen gut zu Hause angekommen, nachdem ich noch einen kurzen Abstecher in den nahgelegenen Supermarkt gemacht habe. Meine neuste Errungenschaft: ein Glas Marmelade, nach dem ich eine gefühlte halbe Stunde gesucht habe und welches ich nun aufgrund des befremdlichen Verschlusses nicht mal aufbekomme.
Ansonsten ist heute nichts Spannendes passiert. Ich habe mich meinem Berg Hausaufgaben gewidmet und die unter uns wohnenden Leute mit den Wummer-Geräuschen meiner Gymnastikübungen beglückt. Leider scheint meine Gastmutter nicht besonders interessiert an meiner Gesellschaft zu sein. Jedenfalls bekomme ich mein Essen immer nur hingestellt und auch sonst redet sie nicht viel mit mir. Hoffe auf Besserung. Ansonsten fühle ich mich aber rundum wohl hier und freue mich auf die nächsten Tage meines Sprachkurses.