Die dritte Runde des Magnus Carlsen Invitationals startete mit einem technischen Problem, zwei sehr klaren Matchentscheidungen, und der bisher kürzesten Partie des Turniers.
Wobei es am zweiten Tag durchaus Konkurrenz um die kürzeste Partie gab. Ansonsten überdurchschnittlich viele Remis. Aber lest selbst:
Fabiano Caruana - Magnus Carlsen
Wir erinnern uns noch alle an den WM-Kampf zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana im Jahr 2018, in dem erst in den Tiebreaks eine Entscheidung fiel. Die war dann aber auch eindeutig zu Gunsten des alten und neuen Weltmeisters und verdeutlichte Magnus' Überlegenheit im Schnellschach.
Diese Überlegenheit konnte Magnus beim Magnus Carlsen Invitational gegen Caruana erneut demonstrieren.
Die erste Partie ging direkt sehr spannend los: Caruana opferte die Qualität auf a1 für langfristiges Gegenspiel. Objektiv war die Stellung für ihn auch okay, doch dann ging plötzlich alles ganz schnell... und zwar zu Gunsten von Schwarz. Nach 31....Lxh3 war das weiße Schicksal besiegelt. Der König flüchtete noch nach h4, nach 32...Txg2 musste sich Fabiano jedoch geschlagen geben.
Die zweite Partie war nicht ganz so feurig, aber trotzdem beeindruckend. Denn Magnus verwandelte seinen minimalen Vorteil scheinbar mühelos in eine Gewinnstellung. Der Weltmeister war in seinem Element.
Das änderte sich auch in Runde 3 nicht. Wobei Fabiano nicht so überspielt wurde, wie es zunächst aussah. Mit den drei Leichtfiguren auf b1, c1 und c2 gegen zwei Türme und eine aktive Dame hatten viele die weiße Stellung schon abgeschrieben.
Aber Fabiano kämpfte sich frei und hatte dann (Diagrammstellung 2) sogar noch mal eine richtig gute Chance auf den Partiesieg. Wenn er 45. Da2 statt Df1 gespielt hätte, wäre der f7-Bauer verloren gegangen und der Weltmeister vermutlich ins Schwitzen geraten.
So kam es aber nicht und Magnus konnte wenig später ein Dauerschach und damit seinen Matchsieg erzwingen.
In Runde 4 wurden uns dann interessante Eröffnungsvarianten präsentiert. Es sah zunächst alles nach einem unspektakulären Partieverlauf mit harmlosem Ende aus, das Partiefinale war dann aber doch etwas für die Schachbücher.
Auf 27...Kf6 folgte 28.Ke4 und 28...Sd3. Das allein wäre schon schön genug, 29.Tf7 und Ke6 rundeten dieses studienartige Partieende aber noch ab. Nach Txf5 folgt mit Sxf2 Ke3 Sg4 ein Dauerschach.
Das Ergebnis also 3-1 für Magnus und damit die alleinige Tabellenführung.
Alireza Firouzja - Hikaru Nakamura
Bisher wohl das dramatischste Match beim Magnus Carlsen Invitational. Und das nicht nur wegen der Partien, sondern vor allem auch wegen der außerschachlichen Ereignisse der ersten Partie.
Mit 30 Sekunden auf der Uhr und einer vorteilhaften Stellung auf dem Brett überschritt Alireza aufgrund einer Unterbrechung der Internetverbindung die Zeit.
In den Turnierregeln steht, dass in einem solchen Fall die Partie fortgesetzt werden soll. Und zwar mit der gleichen Stellung und Bedenkzeit wie vor dem Verbindungsabbruch. Allerdings verließ Nakamura direkt seinen Platz und die Unterbrechung dauerte so lange an, dass beide Spieler die Zeit theoretisch für eine Analyse hätten nutzen können.
Somit wurde nach langer Diskussion eine Punkteteilung entschieden.
Mit deutlicher Verzögerung (das Match Cauana-Carlsen war schon fast beendet) wurde dann die zweite Partie gestartet. Auch hier entbrannte wieder ein Kampf, der lange Zeit im Gleichgewicht war. Dann kam der entscheidende Fehler von Firouzja und Nakamura konnte mit 1,5 Punkten in Fühurng gehen.
Die vierte Partie glich dann einer schachlichen Hinrichtung: nach 14 Zügen war die Partie vorbei. Firouzja hatte zunächst den Bauernvorstoß 12.d5 und schließlich 14.Sxf7 übersehen. Da halfen dann auch keine Zauberkünste mehr. Schwarz verliert Material und damit die Partie.
Ein sehr bitterer Matchverlauf für Alireza, der aber zukünftig und vermutlich auch in diesem Turnier noch einige Erfolge feiern wird. Momentan steht er aber erst mal am Tabellenende. Gemeinsam mit Anish Giri, der in Runde 3 auch ohne Punkte blieb.
Anish Giri - Ian Nepomniachtchi
Und damit sind wir auch schon beim dritten Match der dritten Runde: Anish Giri gegen Ian Nepomniachtchi. Über die erste Partie gibt es wenig zu berichten, außer dass sie letztendlich Remis ausging.
Die zweite Partie beinhaltete ein interessantes Qualitätsopfer von Nepo. Anschließend knetete er Giri mit seinem Läufer und zwei Bauern so lange, bis dieser schließlich fehlgriff.
In Partie 3 hätte Anish den Spieß dann eigentlich umdrehen können - er hatte die Gewinnstellung auf dem Brett. Statt 35.Tb1 wäre jedoch 35.f3 notwendig gewesen, um den Vorteil nicht aus der Hand zu geben. Stattdessen entstand dann ein interssantes Materialverhältnis (T+L gegen T+ 4 Bauern), das aber für keine Seite zu gewinnen war.
Somit musste Giri die letzte Partie gewinnen, was er auch 73 Züge lang versuchte. In dem Turmendspiel mit 3 gegen 2 Bauern an einem Flügel war jedoch nichts zu holen. 2,5 zu 1,5 lautete das Endergebnis für Nakamura.
Maxime Vachier-Lagrave - Ding Liren
MVL und Ding wollten in ihrem Match wohl ein Läufer gegen Springer Thementurnier veranstalten. In 3/4 Schnellschachpartien tauchte diese Konstellation auf. Darüber hinaus wurde in allen vier Schnellschachpartien zügig ein Endspiel herbeigeführt. Dabei verlies die objektive Stellungsbewertung selten die Remisbreite und so endeten schließlich auch alle Partien im Unentschieden.
Nicht so die Armaggedon-Partie. Obwohl MVL mit Schwarz nur ein Remis zum Match-Sieg benötigte, wählte er eine sehr scharfe Variante, in der sich Ding aber sehr gut auskannte. So kam es zu einer schnellen Entscheidung - nach 16 Zügen hieß es 1:0 und somit Matchgewinn für Ding Liren, der damit hinter Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura auf dem dritten Platz liegt.
Ergebnisse und Zwischenstand
Nach Runde 3 konnte Magnus die alleinige Führung übernehmen, Nakamura und Ding sind ihm aber auf den Fersen. Die beiden Schlusslichter sind Anish Giri und Alireza Firouzja.
Kommentierung und Zusammenfassungen
Live-Kommentierung Runde 3a
Live-Kommentierung mit GM Niclas Huschenbeth, IM Nikolas Lubbe, WGM Melanie Lubbe.
Live-Kommentierung Runde 3b
Live-Kommentierung mit GM Rainer Buhmann und IM Nikolas Lubbe.
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