Im Gegensatz zur konkreten Partievorbereitung (siehe "Wie bereite ich mich auf eine Schachpartie vor?") sollte die Turniervorbereitung langfristig angelegt sein. Optimal sind 4-6 Monate, aber auch mit wenigen Wochen Vorbereitungszeit kann man schon Einiges erreichen.
Dieser Artikel richtet sich an Vereinsspieler, die 1-3 Turniere pro Jahr spielen. Für Vielspieler wird es zeitnah einen weiterführenden Beitrag geben.
Am Anfang der Turniervorbereitung steht die Zielsetzung. Je nach Turnier und Spielstärke können das ganz unterschiedliche Ziele sein, z.B. der Turniersieg, eine Platzierung unter den Top20, Verbesserung der letzten Platzierung, Elo/DWZ-Gewinn oder eine Titelnorm. Oder aber man nimmt sich vor, weniger Remis zu spielen, mehr Risiko einzugehen oder neue Eröffnungen auszuprobieren.
Damit ihr euer Ziel aus Phase 1 erreichen könnt, solltet ihr euch genau überlegen, welche Schritte dafür erforderlich sind.
Welche Probleme und Schwächen sind euch im letzten Turnier aufgefallen? Seid ihr stets schlecht aus der Eröffnung gekommen oder hattet ihr Probleme bei der Planfindung? Seid ihr häufig in Zeitnot
gekommen, habt taktische Möglichkeiten übersehen oder im Endspiel Schwierigkeiten gehabt?
Hier können aber auch außerschachliche Schwachstellen wie mangelnde Konzentration oder Kondition identifiziert werden.
Aus Zielen und Schwächen könnt ihr nun die Trainingsinhalte ermitteln. Der Prozess könnte in etwa so ablaufen:
Ziele: Verbesserung der DWZ um 20 Punkte & Französisch in der Praxis testen
Schwächen: Probleme bei der Planfindung, Zeitnot
Trainingseinheiten:
Anschließend können die Trainingsinhalte priorisiert und in einen konkreten Trainingsplan integriert werden.
Wir bleiben bei unserem Beispiel: Du kannst durchschnittlich 20 Minuten/Tag in Schach investieren? Perfekt, dann kannst du wöchentlich ein Kapitel im Strategie-Buch deiner Wahl durcharbeiten und
eine neue Französisch-Variante lernen.
Mit dem gezielten Trainingsplan solltet ihr eurem Ziel schon näher gekommen und motiviert für das anstehende Turnier sein. 1-2 Wochen vorher kommt dann der Endspurt. Jetzt geht es konkret darum,
eure grauen Zellen auf das Turnier vorzubereiten. Hilfreich dafür sind einige (leichte) Taktikaufgaben, die ihr täglich beim Zähneputzen oder Busfahren einschieben könnt. Das ist quasi die
kognitive Aufwärmphase, die euch sonst während des Turniers wertvolle Zeit und Kapazitäten kosten würde.
Ebenso wichtig: versucht mögliche Störfaktoren zu eliminieren, damit ihr euch ganz auf das Turnier konzentrieren könnt. Damit meinen wir nicht, dass Ehepartner & Kinder daheim bleiben sollten
- positive Ablenkung kann sich auch leistungssteigernd auswirken. Versucht aber Aufgaben aus den Bereichen Arbeit, Schule oder Studium nicht mitzunehmen und auch andere anstrengende Projekte
daheim zu lassen. Ihr müsst noch die Silberhochzeit eurer Eltern organisieren oder den Umzug ins neue Haus planen? Dann schreibt euch vor dem Turnier genau auf welche Aufgaben anschließend noch
zu erledigen sind und versucht währenddessen keinen Gedanken daran zu verschwenden. Das ist leichter gesagt als getan, kann aber einen großen Unterschied machen.
Nun steht eurem Turniererfolg nichts mehr im Wege. Sicherlich werdet ihr trotzdem noch schlechte Turniere haben. Langfristig werden sich die Turniervorbereitung und die damit verbundene gezielte Bekämpfung der Schwächen aber definitiv auszahlen.
Nach dem Turnier ist vor dem Turnier! Also analysiert, ob ihr eure Schwächen tatsächlich in den Griff bekommen und eure Ziele erreicht habt. Sind neue Defizite aufgetaucht? Diese könnt ihr dann direkt in die nächste Turniervorbereitung aufnehmen.
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wrBEIRqX (Montag, 12 September 2022)
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cs01 (Montag, 19 Juni 2017 11:00)
Danke, mal sehen ob es mir was bringt.